Die Dreitagestour von Alpine Welten auf der Schwarzwasserhütte im Kleinwalsertal hatte es dieses Mal in sich. Ein angespannter Lawinenlagebericht, stürmische Böen mit 30 cm Neuschnee und auffallende Wumm-Geräusche verdeutlichten den Teilnehmern, warum im Winter Umsicht und viel Erfahrung notwendig sind, um Touren sicher durchzuführen. Ausbildung und Übungen ergänzten die Tage.
Am Samstagnachmittag, dem 04.02.2023 waren wir auf dem Rückweg zu unserer tollen Unterkunft, der Schwarzwasserhütte. Oberhalb der Melköde legten wir einen Stopp am Schwarzbachwasserfall ein, um ein Gruppenfoto zu machen. Von oben näherte sich eine Gruppe mit Hunden, die offenbar über den halb gefrorenen Wasserfall in unsere Richtung absteigen wollten. Plötzlich mussten wir mit ansehen, wie der erste Mann in das Eis einbrach und mit seinem Hund unter dem Eis verschwand. Schrecklich – sofort setzten wir den Notruf ab. Die Bergwacht rief uns auch umgehend zurück. Wir bitten darum, Seile, Eisschrauben, Pickel und Eissägen (Motorsäge) mitzubringen. Diesen Anruf hörte der Hüttenwirt der Schwarzwasserhütte über Funk mit und setzte sich sofort mit seiner Ausrüstung und einem Mitarbeiter auf das Schneemobil und war innerhalb kürzester Zeit bei uns vor Ort. Mit gegebener Vorsicht fing ich mit meiner Gruppe an, mit Lawinenschaufeln den Schnee von Eis zu räumen, um an die Einbruchstelle zu kommen. Ich stellte fest, der Mann hatte kein LVS Gerät dabei. Zwischenzeitlich kam eine Kollegin der einheimischen Bergschule vorbei, die auch eine Gruppe führte. Sie kannte offenbar den eingebrochenen Mann und robbte sich sofort, mit meiner Sonde notdürftig das Eis auf Stabilität prüfend, zum Einbruchsloch vor und hatte schließlich Sichtkontakt zum Verunfallten. Es war klar, ohne Seil war er nicht zu bergen. Der glückliche Umstand in diesem Moment war, dass wir 7 Hundeleinen der Teilnehmer seiner Gruppe hatten und somit eine längere Leine zusammen knoten konnten. Es gelang der Kollegin die Leinen in das Loch abzulassen. Der Verunfallte befestigte zuerst seinen Hund daran und wir zogen im Mannschaftzug das Tier in die Freiheit. Glücklicherweise war jetzt der Hüttenwirt mit einem Kletterseil eingetroffen und der erfahrene Bergführer übernahm das Kommando. Der Eingebrochene konnte das abgelassene Kletterseil an sich notdürftig befestigten. Motiviert zogen wir wie beim Hund nach Hauruck Kommando in der Hoffnung ihn ans Tageslicht zu bringen. Jedoch gelang es nicht, den Mann über den unterirdischen Vorsprung zu ziehen. Er hatte große Schmerzen, weil wir ihn gegen die Kante festzogen und er verkeilte. Es war klar, wir mussten eine Umlenkung nach oben bauen, um den Mann in Einfallrichtung nach oben ziehen zu können. Diesen Job erledigte auch der Hüttenwirt sehr professionell. Zwischenzeitlich trafen die ersten zwei Bergwachtler ein. Mit Mannschaftzug gelang es, den nassen und unterkühlten Mann aus dem Loch zu ziehen. Ich musste das nagelneue Bergseil vom Hüttenwirt mit dem Messer mehrmals durchschneiden, weil es nicht gelang, die nassen Knoten schnell zu lösen und das Seil den Bauch des Verletzten schmerzlich zuschnürte. Nun waren auch ein Dutzend Bergwacht-Einsatzkräfte mit Arzt vor Ort, die den Patienten entkleideten und in eine wärmende Packung wickelten. Jetzt waren wir aus der Pflicht und konnten unsere Ausrüstung einsammeln und uns zurückziehen. Wir haben noch die Bergung per Helikopter angeschaut, bevor wir zur Schwarzwasserhütte aufstiegen. Der Unfall beschäftigte uns alle sehr und beim Abendessen sprachen wir sehr ausführlich über das Erlebte.
Der Sonntag belohnte uns mit gutem Wetter und noch einer schönen Tour Richtung Tal über die Galtöde.
Fazit: Im winterlichen Gelände immer die komplette LVS Ausstattung, auch bei Wanderung in Tal Nähe, mitführen. Besonders mit Gruppen sind Biwaksäcke und Wärmepads empfehlenswert – ja ein leichtes 15m Seil wäre auch nicht schlecht.
Meinen größten Respekt für den Einsatz des Hüttenwirts der Schwarzwasserhütte – Klasse, so ein Mann der Tat an diesem zentralen Stützpunkt. – Er hätte ein Orden verdient.