Eine kluge Entscheidung gestern war, mit meinen Teilnehmern des Klettersteigkurs zum Praxistag sehr früh um 06:30 Uhr in Ulm zu starten. So waren wir um 09:00 Uhr am Einstieg des Tegelberg Klettersteig, nur 15 – 20 Bergsteiger waren vor uns. Diese reichten jedoch aus, gleich nach der Leiter die glatte „C-Stelle“ zu einem haltlosen „Schmierseifen Abschnitt“ zu machen. Da der Schuh bei regennassem Fels auf Reibung nicht hält, war gleich mal ordentlich Armkraft gefragt (Tip: bei nassem Fels Kletterschuh). Am ersten Pausenplatz konnten wir hinter uns schon eine weitere Hundertschaft erblicken. Der Nord-seitige Steig blieb den ganzen Tag feucht, so dass der ein oder andere meiner Teilnehmer froh war, im letzten Aufschwung die rutschige, ca 15m hohe, trittlose Senkrechte mit dem Seil gesichert zu werden. Schnell musste ich mein Seil wieder abbauen, weil doch einige Bergsteiger, die nicht zu unsere Gruppe gehörten, meinen Service auch in Anspruch nehmen wollten. Wie sich 3 Stunden später herausstellte, hätte ich damit jedoch den ein oder anderen Flug der Bergrettung vermieden. Mit meiner Gruppe war ich somit im Zeitrahmen am Tegelberghaus zum „BierTanken“. Danach ging es noch zum Branderschrofen, natürlich nicht auf dem Touristenweg, sondern auf dem Grat. Für mich gehört zu einer fundierten Ausbildung nicht nur das Gehen am Drahtseil, sondern auch das Seil-freie Klettern im ersten und zweiten Schwierigkeitsgrad (Alpine Steige). Mit einem kleinen Teil der Ausbildungsgruppe bin ich dann als Zugabe die ausgesetzten Zacken und Türmchen des Dreimännl Grat entlang geklettert. Zurück am Tegelberghaus -alle eingesammelt- sind wir in einer Variante zur Rohrkopfhütte abgestiegen und haben dort den guten Wurstsalat verzehrt. Für die Füße gab es zum Finale um 20:00 Uhr am Parkplatz noch eine Runde Kneipen. Ein gelungener Tag für uns…..
…. leider nicht für alle Berggeher. Bereits um 15:00 Uhr flog die Bergwacht die ersten überforderten Bergsteiger aus dem Klettersteig. Insgesamt bei vier Gruppen waren ca. 10 Windeneinsätze notwendig, was sich bis 19:00 Uhr hinzog. Bilder von meinen Teilnehmern.
Für mich als Trainer B Klettersteige sind die Ursachen sonnenklar:
- Der Tegelbergklettersteig ist kein „C“, sondern ein C-D Klettersteig, jedoch mit drei sehr guten Pausenplätzen. Durch die vermeintlich leichte Einstufung werden schwächere Geher angezogen. Entweder wird der Steig auf C/D angehoben oder die ein oder andere Steighilfe muss noch nachgebessert werden (es muss ja nicht gleich die Alpspitz Ferrata werden).
- Kein Notabstieg – Vorschlag: nach dem ersten Drittel lässt sich noch ein gesicherter, einfacher Steig zum Einstieg zurück bauen.
- Obwohl darüber viel geschrieben und gewarnt wird, sind sehr viel überforderte Geher unterwegs. Zu Wenige nutzen die Kurse beim DAV oder einer Bergschule.
- Wir haben für die Anfahrt „Süddeutscher Raum“ zu wenig (an einer Hand abzählbare) mittelschwere Klettersteige. Dazu kommt, dass unsere sehr schönen Steige „Hindelanger“ und „Mindelheimer“ wegen ihrer Höhe über 2000m erst Ende Juni machbar sind und der Salewa KST im Mai noch gesperrt ist. In Mittenwald versuchen seit einigen Jahren ein Paar Kollegen, einen Klettersteig zur Mittenwalderhütte zu bauen, leider bisher erfolglos – wir haben in Deutschland zu viele „Verhinderer“.
- Bei Gruppen immer ein ca. 20 Meter Seil dabei und einige Trittschlingen.
Fazit: Der schöne Klettersteig-Sport wird immer beliebter – wir werden mehr – wir müssen was tun.